Blick in den ?: Saurer 2 DM und Berna 2 VM von Arwico

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Heinz Peters
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Blick in den ?: Saurer 2 DM und Berna 2 VM von Arwico

Beitrag von Heinz Peters »

Herzlichen Dank an Heinz Peters für die Gastbesprechung.

Saurer 2 DM und Berna 2 VM

UVP: EUR 35,50 (geschlossene Plane) bzw. 36,50 (geöffnete Plane) via eBay

Die allradangetriebenen Saurer 2 DM und Berna 2 VM erschienen erstmalig im Jahre 1959 auf dem zivilen schweizer Markt und erfreuten sich dort gleich einer breiten Verwendung. Da sich beide Firmen in der Hand eines Eigentümers befanden, verwundert es nicht sonderlich, daß beide Fahrzeugtypen nahezu identisch waren.
Konzipiert waren diese Fahrzeugtypen zunächst für die Bauwirtschaft und das Transportgewerbe, sie fanden aber auch breite Verwendung bei Feuerwehren und in vielen Bereichen des Öffentlichen Dienstes, dort besonders für die Aufgaben, die einen Allradantrieb erforderten.
Anfangs waren die Fahrzeuge mit einem 110 PS Dieselmotor ausgerüstet, was bei einem Gesamtgewicht von 12.000 kg und einer Nutzlast von 4.900 kg eine nicht gerade üppige Leistung war. Im Laufe der weiteren Produktionszeit, die immerhin bis weit in die 1960er Jahre dauerte, wurde die Motorleistung zunächst auf 136 PS und später noch auf 160 PS gesteigert.
Die Konstruktion dieser Fahrzeugtypen wies für ihre Zeit (1959) ungewöhnlich moderne, fortschrittliche Merkmale auf:
- Fertigung des Fahrerhauses und der Kotflügel aus GFK,
- pneumatisch unterstützte Getriebeschaltung,
- pneumatisch geschaltetes Verteilergetriebe mit Geländereduktion und Gangvorwahl mittels eines Schalthebels an der Lenkradsäule,
- pneumatisch geschaltete Differentialsperren zwischen Vorder- und Hinterachse und des Hinterachsdifferentials,
- Servolenkung,
- eine leistungsfähige Heizung und Lüftung des Fahrerhauses.

Diese Baureihen der Saurer- und Berna-Werke waren die ersten schweizer Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit.
Wie zu der Zeit in der Schweiz üblich, fuhren die LKW rechtsgelenkt. Man munkelt, das habe seinen Sinn darin, daß im alpinen Rechtsverkehr der linkslenkende Fahrer immer in der Nähe der Straßenmitte sitzen würde, während rechts der Straße die Abhänge steil aufsteigen oder abfallen. Zur besseren Übersicht dieser alpinen Gefahrensituationen platzierte man den Fahrer deshalb rechts. So hatte er den 'Abgrund' an der rechten Seite besser im Blick! Deswegen waren Omnibusse und LKW in der Schweiz lange Zeit rechtsgelenkt.

Ab dem Jahre 1964 beschaffte die Schweizer Armee die Saurer 2 DM- und Berna 2 VM-LKW in größeren Stückzahlen. Sie wurden in sehr zahlreichen Aufbauvarianten für die verschiedensten Verwendungen in allen Teilstreitkräften ausgeliefert und waren mit einem 135 (DIN)PS-Motor ausgrüstet..
Saurer lieferte etwa 3200 Fahrzeuge, die Firma Berna ca. 1600 Stück.
Auf Grund der oben erwähnten Konstruktionsmerkmale waren die Fahrzeuge leicht zu bedienen, hatten eine sehr gute Geländegängigkeit, waren wegen ihrer Gesamtbreite von nur 2,30 m leicht zu händeln und auch auch sehr wendig. Sie entwickelten sich daher zum wohl beliebtesten Fahrzeug innerhalb der Schweizer Armee!

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Zu Bild 01:
Der einzige "gravierende" Unterschied zwischen den beiden Fahrzeugmodellen Saurer und Berna sind zwei Bedruckungen am Kühler, nämlich die Kühlerembleme oben in der Mitte und die Namensnennung unten rechts in den Grills auf kleinen Schildern. Alle sind nur mit einer starken Lupe, dann aber scharf lesbar.
Das bedeutet aber nicht, daß diese Unterschiede auch den Unterschieden an den Vorbildfahrzeugen entsprechen. Der Hersteller hat es sich hier etwas – vertretbar – einfach gemacht!
Es fehlen aber bei beiden Modellen die Tarnscheinwerfer links neben der Motorhaube.

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Zu Bild 02:
Die Nachbildung der Modelle ist sehr filigran und detailreich. Lediglich die Planenoberseite ist mir zu glatt. Da hängt das Material normalerweise doch etwas durch.
Leider unterscheiden sich die an sich sehr gut gemachten Trilex-Felgen nicht zwischen den Vorder- und Hinterrädern. Die "Einpresstiefe" der Hinterradfelgen müßte sehr deutlich tiefer sein!

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Zu Bild 03:
Hier sieht man die sehr glatte Planenoberseite. Auch die Darstellung des Lukendeckels hätte ich mir etwas 'plastischer' vorgestellt.

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Zu Bild 04:
Auch diese schönen Modelle lassen noch Arbeit für den Modellbauer übrig, z.B. das Verschließen der nach unten offenen Staukästen etc.
Die Plane ist nicht abnehmbar.

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Zu Bild 05:
Die Unterseite ist ein sehr deutlicher Schwachpunkt dieser Modelle. Mit Vorbildtreue hat das nichts mehr zu tun. Da sind alte Brekina-LKW ja sogar noch besser!
Auch die Nachbildung des Reifenprofils ist allerhöchst schlicht, - einfach Rillen quer über die Laufflächen. Zur Zeit der 2 DM/2 VM fuhr die Schweizer Armee Reifen mit einem für schweizer Fahrzeuge sehr typischen Geländeprofil. Mit den heutigen Möglichkeiten hätte man eine Nachbildung dieser Reifen sehr viel besser erreichen können.

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Zu Bild 06:
Die Zentrierung der Achsen ist nicht zufriedenstellend. Die Achsen sind deutlich zu weit seitlich verschiebbar, so daß die hinteren Reifen über die Kotflügel hinausstehen können. Auch hier muß der Modellbauer nachbessern.
Das Chassis ist mit den Aufbauten verschraubt.

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Zu Bild 07:
Beide Modelle unterscheiden sich bei den Planen, die eine ist geschlossen, die andere ist teilweise geöffnet. Planen und Bracken sind ein Spritzteil. Die Pritschenböden sind von unten eingerastet.

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Zu Bild 08:
Den Modellen liegen jeweils ein kleiner Spritzrahmen mit Außenspiegeln und einem Begrenzungsgestell bei. Diese Teile sind silbern bzw. farblich bedruckt.

Fazit:
Diese Saurer 2DM- und Berna 2VM-Modelle sind sehr schöne, sehr detaillierte Nachbildungen und Kritik daran ist Kritik auf wirklich allerhöchstem Niveau.
Deshalb möchte ich die Modelle auch mal in zwei "Hälften zerlegen", nämlich in die Oberseite und die Unterseite:
- Die Oberseiten der Modelle sind - naja - nahezu perfekt. Das kann man wohl nicht anders sagen.
- Die Unterseiten und die Reifen aber sind grottenschlecht. Ich denke aber, daß dies von den Herstellern beabsichtigt ist und aus Kostengründen billigend in Kauf genommen wurde. Schließlich gilt ja im Kreise der Halbnull-Modellsammler der Grundsatz, daß man die Unterseite ja schließlich nicht sehe!

Nun, ich teile diesen Standpunkt der Betrachtungsweise von Modell-Unterseiten grundsätzlich und prinzipiell nicht, aber in diesem Fall bin ich auch im Besitze des Ersatzteilkataloges der 2 DM / 2 VM-Fahzeuge mit reichlich Detailzeichnungen. Modellbau ist also angesagt.

Trotz allem Für und Wider bin ich von den Modellen begeistert und auch der 'bescheidene' Preis von € 35,50 für das Modell mit der geschlossenen Plane und die 36,50 € für das Modell mit der geöffneten Plane tun mir nicht leid. Das Hobby hat, seit jeher bekannt, auch Hobby-Preise! Aber die Detaillierung und die feinen Bedruckungen dürften diese Preise wohl auch rechtfertigen.
Ich freue mich jedenfalls auf die weiteren, angekündigten Modellvarianten in militärgrüner Farbgebung.
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